Önologe

Für meinen Werdegang und mein Leben als Önologe gab es immer zwei wichtige Säulen:

Das gesunde Fundament für alle Schritte des Weinmachens - von der Arbeit im Weingarten bis zum fertigen Produkt in der Flasche - bildeten meine Ausbildung in der Weinbauschule, viele Fachkurse und schließlich das Studium der Diplomönologie an der Universität für Bodenkultur.

Genauso wichtig war allerdings der gegenseitige offene Austausch mit Kolleg:Innen aus verschiedenen Weinregionen. Hier denke ich genauso an kleine innovative Weingüter als auch an große, industrielle Kellereien.

Der offene Blick aus der eigenen Kellertür hinaus und auch über die Landesgrenzen hinweg führt immer wieder zu Inspirationen und Techniken, die man in die eigene Arbeit einfließen lassen kann, ohne billig nachzuahmen und ohne den individuellen Zugang zu verlieren.

Mehr zum Thema „Austausch mit Kolleg:Innen und Consulting“ lesen Sie hier.

Heute beschäftige ich mich intensiv mit neuen weintechnischen Herangehensweisen, Markttrends und mit Änderungen im Konsumentenverhalten und in der Nachfrage. Zusätzlich ist die Veränderung des Klimas in Mitteleuropa eine der wesentlichsten Herausforderungen, mit der wir leben und umgehen müssen. Ich befasse mich seit vielen Jahren mit den daraus resultierenden Folgen: vom Austriebsfrost über die frühe Lese bis zur Anpassung der Vorgehensweisen im Keller.

In meiner aktiven Zeit als Leiter eines großen Weinbaubetriebs untersuchte ich in meinen damaligen Weinanlagen - gemeinsam mit Forscher:Innen der BOKU - verschiedene wissenschaftliche Fragestellungen zur Austriebsverzögerung. Für die Ergebnisse unserer Studien wurde unser Team mit dem Josef-Pleil-Preis ausgezeichnet.

Wenn ich heute in meinem privaten Presshaus und Keller unter technisch einfachen Bedingungen arbeite, dann betrachte ich das auch als Versuch, bewusst mit reduzierten technischen Mitteln aber viel Knowhow, hochwertige Weine zu erzeugen.

Natürlich ist das kein Statement um großartige und moderne kellertechnische Möglichkeiten zu verteufeln. Ich habe selbst als Önologe eines Großbetriebes viele Möglichkeiten der Qualitäts-Standardisierung zu nutzen und zu schätzen gelernt. Es soll nur ein kleiner Wink sein, um aufzuzeigen, dass es nicht immer die Lösung sein muss, viel Geld in technische Anlagen zu investieren.

Große Weine entstehen oft unter einfachen Bedingungen. Es geht darum, den gesamten Prozess des Weinmachens, beginnend im Weingarten, zu analysieren und durchzudenken. Und es gibt viele verschiedene Wege, bemerkenswerte Weine zu erschaffen.